1643 geschnitzt, 1695 gemeint?
Auch das nördlichste Haus des Weilers Blatten erfuhr einen seitlichen, mit einer Dachverlängerung gedeckten Anbau, was dem Aussehen der Fensterfassade ein gewisses Ungleichgewicht verleiht. Mit dem inzwischen ebenfalls dunkel gebrannten Holz mutet der Gebäudekörper von Weitem dennoch wie aus in einem Arbeitsgang entstanden an.
Im Inneren sehen wir Datierungen: Im Erdgeschoss steht auf dem Dielbaum nebst dem Namen Hans Welschen die Jahreszahl 1643 (vielleicht meinte der ungelenke Schreiber auch 1693 oder 1695), auf dem Ofen 1761 und dazu die Initialen MH SG MCW BI SG HS SG – Abkürzungen für Namen, die heute schwerlich mehr zu eruieren sind. Im Obergeschoss datiert die Binna von 1786 und der Ofen von 1710. Präzisere Auskunft gibt für einmal auch der Fries auf der Fensterfassade nicht: Sowohl am Anbau wie am Obergeschoss des Hauses zieht ein sogenannter Wolfszahn als Ziersims oberhalb der Fenster über die Wand – ein Ornament, das man im Oberwallis vom 15. Jahrhundert bis ins 18. Jahrhundert immer wieder findet. Und von 13 Dendroproben enden zwischen Kellergeschoss und Dachgeschoss vier mit Waldkante 1694 bzw. 1695, den Jahren, in denen das Bauholz gefällt wurde. Das lässt den Schluss zu, dass der Kernbau der 1690er Jahre im folgenden Jahrhundert erhöht und verbreitert, Öfen wiederverwertet und teils altes Bauholz verbaut wurden – ein Baukastensystem, das flexibel, laut den Bedürfnissen der jeweiligen BewohnerInnen, die nötigen Anpassungen erlaubte.
Labornummern Dendrosuisse 2022: 621 331-343 vom 22. August 2022
Koordinate 2 623 016 / 1 095 167
Parzellennummer GIS 3208, Gebäudenummer 2014 bzw. Nr. 44